Sonntag, 16. Februar 2014

Griechische Nächte sind lang



Einleitung. Es ist schon merkwürdig, wie viele Clicks unsere Seite monatlich durch Suchbegriffe wie "Deanna Troi nackt", "Marina Sirtis nude" oder auch "nuden in Babelsberg" einheimst. Zumal wir in unseren FAQs oder Artikeln eigentlich explizit darauf hinweisen, dass auf diesem Blog kein Platz für derlei Schweinkram ist.






Es genügt aber scheinbar schon, eine einzige Rezension von "Wicked Lady", dem ersten Film, in dem die griechischstämmige Marina Sirtis in den frühen Achtzigern ihre Brüste so prominent in die Kamera reckte, zu veröffentlichen, um die Herzen und Hosen der Star-Trek-affinen Männerwelt weit zu öffnen.
Und weil Sirtis schon bald auf der Destination Germany zu sehen sein wird und es noch einen zweiten Film aus den frühen Achtzigern gibt, in dem ihre Oberweite eine tragende Rolle spielt, hat sich die Star Trek Tafelrunde "Hermann Darnell" Potsdam-Babelsberg gedacht, dieses Ereignis vorschieben zu können, um auch diesem Film eine Rezension zuteil werden zu lassen.
Selbstverständlich ohne Schweinkram, versteht sich.   




Story
. Athen in den Achtzigern: Ein Serienkiller treibt sein Unwesen in der geschichtsträchtigen Metropole. So hat der hauptberufliche Taxifahrer seine Mordlust bereits an Passagierinnen, Prostituierten (Marina Sirtis) und ahnungslosen Pärchen ausgelebt. Als der amerikanische Geschäftsmann Jonathan Ratcliff durch das Stalken einer Frau und die nachfolgende Kollision mit einem Baum sein Augenlicht verliert (kein Witz!) hilft ihm ein deutscher Arzt, indem er ihm einen Walkman übergibt, mit dem er wieder sehen kann (auch kein Witz!). Zufällig bekommt er den Täter zu Gesicht und begibt sich trotz des Unmutes seiner Partnerin Claire (Kirstie Alley) auf Spurensuche. Diese führt ihn zu jener Frau zurück, wegen der er bereits seine Sehkraft verlor...


Lobenswerte Aspekte. Zuerst muss man sich natürlich fragen, welcher Film mit dem Titel 'Blind Date' denn überhaupt gemeint ist. Es gab in den Jahren 1934, 1959, 1984, 1987, 1996, 2000 und 2007 jeweils einen Film dieses Namens. Der bekannteste unter diesen glorreichen sieben ist sicherlich jener aus dem Jahr 1987, in dem Bruce Willis und Kim Basinger die Hauptrollen spielten.
Dasjenige Werk, dem diese Besprechung gewidmet ist, stammt jedoch aus dem Jahr 1984 und wurde vom Sirtis' Landsmann Nico Mastorakis in Szene gesetzt. Mastorakis ist in Griechenland so etwas wie ein bunter Hund und hat in seinem Leben als Reporter, Radiojockey und eben Regisseur gearbeitet. Das Multitalent hat vor allem ein Auge für großartige Kameraeinstellungen, was man dem Film allenthalben anmerken kann. Bildgewaltige Szenen sind eher die Regel denn die Ausnahme in diesem Werk, so dass man allenthalben an berühmte Kollegen wie Alfred Hitchcock oder Stanley Kubrick denken muss, auch wenn diese Vorzeigeszenen sich hauptsächlich mit den sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmalen befassen.


Ein ähnlich glückliches Händchen hatte er auch bei der Auswahl seiner Schauspieler, denn auch wenn die einem auf den ersten Blick wenig sagen, hat er doch aus heutiger Sicht einige außergewöhnliche Namen für seinen Streifen verpflichten können.
Für den gemeinen Star-Trek-Fan muss natürlich Marina Sirtis im Vordergrund stehen. Die attraktive Griechin spielt allerdings in dem Film nur eine kleine Nebenrolle als kettenrauchende Prostituierte, die kurz nach ihrer ersten Sichtung aber auch schon das Zeitliche segnet.


Es wäre wohl kaum etwas Denkwürdiges an diesem Auftritt, wenn die damals 29-jährige Sirtis nicht später so berühmt geworden wäre und ihre Nacktaufnahmen somit interessant für eine breite Öffentlichkeit wurden. Dabei sind die Szenen aus europäischer Sicht völlig harmlos (wenn man davon absieht, dass Sirtis ihrem großen Laster, dem Rauchen, so offensiv fröhnt) und definitiv nichts, wofür man sich schämen müsste. Den Hype darum kann man sich wohl nur aus einer Mischung aus amerikanischer Verklemmtheit und spätpubertärer Neugier erklären.


Aber der geneigte Star-Trek-Fan kann nicht nur die Milchgangendungen von Counselor Deanna Troi bewundern, sondern auch Kirstey Alleys nackten Körper begaffen. Die Schauspielerin, die als Spocks Ziehtochter Saavik ihr eigentliches Schauspielerdebüt feierte, versuchte nach "Der Zorn des Khan" mit diesem Film, das Tor zu spannenderen Drehbüchern und einträglicheren Rollen aufzustoßen. Das Ergebnis kennt wohl jeder: Ab Star Trek III: "Auf der Suche nach Mr. Spock" (ebenfalls 1984 erschienen) übernahm Robin Curtis den Part, für den die inzwischen viel zu beschäftigte Kirstey Alley plötzlich keine Zeit mehr hatte.
Ansonsten hat man auch stets das Gefühl, einige der anderen Schauspieler irgendwo anders her zu kennen. Joseph Bottoms spielte anno dazumal im von Disney produzierten Sci-Fi-Streifen "Black Hole" mit und Keir Dullea sogar im epischen Kubrick-Klassiker "2001: Odyssee im Weltall". Und wer so richtig gute Augen hat und nicht gerade im falschen Moment blinzelt, kann sogar die schnuckelige Valeria Golino, die als Ramada Thompson in den beiden "Hot Shots"-Filmen auftrat, als Bikini-Modell bewundern.


Auch wenn der Reiz des Filmes heutzutage eher darin liegt, so ungefähr zu wissen, was später aus den einzelnen Darstellern wurde, muss man sich seelisch und moralisch in die Achtziger zurückversetzen, um ihm ernsthaft etwas abgewinnen zu können. Denn um es mit K'olbasas beständigem Mantra zu sagen:

"Damals funktionierten Filme noch unter völlig anderen Gesichtspunkten, die man heutzutage kaum mehr anwenden kann."

Entsprechend sollte man also gleich lieber einige Abstriche in puncto Handlung machen. Sofern das gelingt, kann man sogar so etwas wie eine stringente – wenn auch nicht wahnsinnig mitreißende – Story ausmachen. Und das Sujet eines Serienkillers hat eine so reichhaltige cineastische Tradition, dass man als Zuschauer problemlos einen Zugang dazu finden kann.
Anders verhält es sich mit dem einzigen Element, dass dem Film eine besondere Note verleiht. Der plötzlich erblindete John Ratcliff schafft es nämlich mittels technischer Innovation und einer bis dato unerprobten alternativen Behandlungsmethode, seine visuellen Fertigkeiten wiederzuerlangen. Mittels eines als Walkman getarnten Interfaces kann Ratcliff für kurze Zeit ein computergeneriertes Abbild der Umgebung in seinem Hirn generieren, das ihm ermöglicht, die Welt in primitiver Liniengrafik zu erleben.


Heute sind solche vergleichsweise lächerlichen Special Effects ein guter Grund, mit den Augen zu rollen; damals waren sie State of the Arts. Und gerade wenn man es mit der Visor-Optik in "Worfs Brüder" vergleicht, muss man zugeben, dass das Prinzip irgendwo zwischen Geordi LaForge und Daredevil anzusiedeln ist.
Bedenkt man ferner, dass Justitia ebenfalls blind war, bekommt das ganze sogar einen fast philosophischen Anstrich, und auch wenn schon viele andere Filme den selben Titel tragen, so passt er in diesem Film doch erstaunlich gut ins Konzept.

Kritikwürdige Aspekte.

"Ficken! Ficken! Ficken! Vielen Dank, ich wollte nur ihre Aufmerksamkeit."

Viel schöner, als es Oliver Kalkofe dereinst im Jahre 1997 in seiner TV-Spielfilm-Kolumne formulierte, könnte es Mastorakis wohl auch nicht ausdrücken. Jedenfalls muss der Zuschauer nicht lange warten, um die Brüste einer weiblichen Darstellerin zu sehen. Gerade einmal dreieinhalb Minuten dauert es, bis man das erste Mal des Anblicks von nacktem Fleisch gewahr wird. Größtenteils sind unbedeckte Möpse übrigens ein Omen für den baldigen Leinwandtod, wobei es Mastorakis zugute zu halten ist, dass die Kamera dezent davonschwingt, wenn sich das Skalpell tief in das nicht mehr vorhandene Dekolletee bohren will.
Es war die Schauspielerlegende Jack Nicholson, die einmal behauptete:

"If you suck on a tit, the movie gets an 'R' rating. If you hack the tit off with an axe, it will be 'PG'."

(Meine äußerst freie Übersetzung: "Wenn Du in einem Film an den Titten einer Frau herumlutschst, dann wird er ab 18 Jahren freigegeben. Wenn Du ihr die Titten mit einer Axt abschlägst, erhält er FSK 12.")

Genau an diesem Punkt setzt "Blind Date" (in Deutschland FSK 12) an. Zwar kommt es nicht zu bluttriefenden Splatterszenen, doch die Mischung aus Softporno- und Thrillerelementen (statt einer Axt wird übrigens ein Skalpell benutzt) kann nicht immer als 'gelungen' bezeichnet werden und verläuft gegen Ende irgendwo im Sande. Erschwerend kommt hinzu, dass hier die zwei Handlungsstränge mühsam gesponnen werden und erst nach einer Stunde mühsam zusammenfinden. In der verbleibenden halben Stunde muss die Handlung wahre Purzelbäume schlagen, um in der Kürze der Zeit noch irgendwie voranzukommen. Das funktioniert bestenfalls mäßig. Und warum der Mörder nun unbedingt in der Wohnung Ratcliffs einbrechen muss, um dort Fotos seiner eigenen Freundin zu finden, nur um dann zu beschließen, diese ja auch umbringen zu können, hat sich mir nicht in Gänze erschließen können.
Auch die Wahl des Drehortes wirkt befremdlich. Klar liegt Athen für den ein oder anderen griechischen Regisseur und Schauspieler nahe, doch das Athen der Achtziger ist nicht unbedingt ein hilfreiches Element für eine glaubhafte Handlung. Bedenkt man, dass so ziemlich jeder, angefangen bei U-Bahnhof-Schläger, über Top-Models bis hin zum Mörder die wichtigsten Personen erschreckend mitteleuropäisch aussehen, hätte man sich den exotischen Drehort auch bequem sparen und in eine beliebige amerikanische Großstadt verlegen können. Zumal alle Bewohner der Stadt ausnahmslos fließendes Englisch zu sprechen scheinen. Auch der Fuhrpark, der durchgängig vom bescheidenen Budget zeugt, verleiht dem Film eine unfreiwillige Komik. Wenn man dem Hauptcharakter dabei zusieht, wie er als Mitglied der lokalen Oberschicht in einem klapprigen Renault-Kleinwagen über kaputte Straßen wie die "Apollonos Street" tuckert, fragt man sich schon irgendwie, warum angeblich niemand den drohenden Staatsbankrott des Agäis-Staates vorhersehen konnte.


Zumal die zum Teil viel zu offensichtliche Schleichwerbung für französische Autohersteller, amerikanische Zuckerbrausen oder japanische Walkman-Produzenten den Verdacht nahelegen, dass die Finanzierung dieses Streifens eigentlich nicht das Hauptproblem der Produzenten gewesen sein dürfte. Und wirklich relevant für die Handlung ist der Drehort nicht, so dass man höchstens einen gut gemeinten Lehranspruch vermuten kann.


Doch was will uns der Regisseur über seine griechische Heimat sagen?
Dass Griechenland der einzige Staat der Welt ist, in dem Kreisverkehre um Sechsecke herum gebaut werden?
Dass Türschlösser für die Hunger leidende Bevölkerung ein viel zu teurer Luxus sind?
Oder, dass bei griechische Frauen die Tradition vorherrscht, sich nach dem Nachhausekommen zuerst einmal bei geöffnetem Fenster zu entkleiden?
Wer Aufschluss über diese drängenden Fragen erwartet, sollte sich nicht zwangsläufig dazu hinreißen lassen, deswegen gleich den Ton laufen zu lassen. Von all zu viel Dialogen wird man während des Ansehens nämlich ohnehin nicht gestört und das, was man von Marina Sirtis zu hören bekommt, beschränkt sich auf ein markerschütternden Meerschweinchen-Quieken, das eher nach einem digital verzerrtem Wilhelmsschrei, als nach der guten alten Schiffsberaterin Deanna Troi klingt. Zudem besteht ständig die Gefahr, von wirklich schrecklicher Achtziger-Jahre-Musik beschallt zu werden, die so mies ist, dass es selbst der Darstellerin Lana Clarkson nicht gelingt, im Takt dazu mit den Fingern zu schnipsen.


Und Stichwort Darstellerriege:
Die Figurenmotivation ist nicht so ganz klar.
Warum lässt ein renommierter Arzt ein so experimentelles, nie zuvor am Menschen erprobtes System anwenden?
Warum nimmt Jonathan Ratcliff es überhaupt in Anspruch, obwohl es nur zwei Stunden am Tag nutzbar ist und seine prinzipiell völlig intakten Sehnerven zerstört?
Wie kommt man auf die haarsträubende Idee, freiwillig ein Atari-Spiel wie Breakout ("'Pong' für Leute, die keine Freunde haben", wie baldavez meint) in sein Nervensystem einzuspeisen?
All das zerrt weiter am ohnehin dünnen Gewand der Glaubwürdigkeit. Da wird ein Gerät wie Ratcliffs Visor-Walkman mit vier popeligen Knopfzellen betrieben, von der griechischen Polizei sieht man kaum mehr als einen vereinzelten Streifenwagen am Bildschirmrand und Ratcliffs Beischlafgehilfin Claire läuft auf Arbeit in Blusen herum, die den Begriff 'Ausschnitt' ad absurdum führen. Bei aller Aufmerksamkeit, die der Zuschauer den Glocken von Kirstie Alley und Marina Sirtis vielleicht zuteil werden lässt, bleibt 'Blind Date' über weite Strecken eher ein Film, den man auch getrost auch wieder vergessen kann.




Fazit. Wenn es nicht die Hupen von heiligen Hauptdarstellern wie Kirstie Alley und vor allem Marina Sirtis wären, die in diesem Film die Handlung tragen, wäre "Blind Date" heute für die Suchmaschinen nutzenden Star-Trek-Anhänger kaum mehr von Interesse. Nicht so ganz zu Unrecht, denn auch wenn der Film in den Achtzigern noch gängigen Qualitätsansprüchen genügte, wirkt er heute ob seiner Unglaubwürdigkeit, seiner fragwürdigen Mischung aus Softsexfilmchen und Krimi oder auch der kaum mehr nachvollziehbaren Figurenmotivation reichlich antiquiert. Wenn man keinen Bezug mehr zu den Achtzigern hat, so ist das Ansehen dieses Filmes vergeudete Zeit, egal wessen Milchbar da prominent in die Kamera gehängt wird.


Denkwürdige Zitate.

"I'm hurt and I'm scared and I'm to damn stupid to cover it up."
Claire

"You talk to your God damn plants, why can't you talk to me?"
"Plants don't talk back."
Claire and Jonathan

"Your journey begins, John Ratcliff. Good luck."
Dr. Steiger

"There are times when I think you are the ideal Companion."
"How about when you're sober?"
Jonathan und Claire

"And Jon, if you do find anything: Don't play Detective. Let the Police handle it."
Dave zu Jonathan

Bewertung: Oben ohne mit penetrantem Achtziger-Geschmäckle.


Schlussworte. Athen war wohl vor allem deshalb der Standort für diese Produktion, um in Südeuropa der amerikanischen Prüderie zu entkommen und auch mal gepflegt unverhüllte Frauenbrüste zeigen zu können. Für den gemeinen Mitteleuropäer ist das allerdings in etwa so spektakulär wie es klingt.
Subtrahiert man das Gemisch aus Fettgewebe und Milchdrüsen vom Plot, so bleibt nicht viel, was den Zuschauer unseres Jahrtausends ernsthaft im Fernsehsessel halten könnte. Das schlimmste Jahrzehnt der Menschheitsgeschichte ist längst verdientermaßen in die Sphären des Vergessens abgerutscht und dort sollte es, zusammen mit diesem Film, auch bleiben. Der Blick zurück mag mit einigem Einfühlungsvermögen eventuell möglich sein, aber manchmal sollte man auch die ruhige Gewissheit genießen können, dass manches sich nicht ganz zu Unrecht nicht überlebt hat.



Weiterführende Leseliste.

LeVar Burton: The Supernatural
DeForest Kelley: Night of the Lepus
Walter Koenig: Moontrap
Colm Meaney: Parked
Colm Meaney: The Damned United 
Nichelle Nichols: The Supernatural
Leonard Nimoy: Die Körperfresser kommen
Leonard Nimoy: Zombies of the Stratosphere
William Shatner: Mörderspinnen
Marina Sirtis: Blind Date
Marina Sirtis: The Wicked Lady

2 Kommentare:

  1. Wo kramst du nur immer wieder solche Perlen aus? Grandios und sehr unterhaltsam deine Kolumne! Ich befürchte nur, dass auf Grund deines Beitrages die Zahl der Seitenaufrufe mit der Suche nach Schweinkram nicht gerade zurück gehen wird. Gut, dass wir im scheinbar Sexdominierten Internet mit etwas sinnvollen und vor allem geistreichen Inhalt dagegen halten können :D

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  2. Du meinst, dass ein zweiter Eintrag über einen Film, in dem man die Brüste von Marina Sirtis sehen kann, die Zahl der Seitenaufrufe einsamer Herrenhände nicht abreißen lässt!?
    Das kann nur eines bedeuten - wir müssen noch unbedingt eine Rezension von Death Wish 3 nachschieben, denn auch dort ist der entblößte Oberkörper Deanna Trois zu bewundern. Vielleicht gibt das ja den liebeshungrigen Suchmaschinennutzern endlich zu denken...

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