Dienstag, 26. April 2016

Was hat die Europäische Menschenrechtskonvention je für uns getan?


Etwas sorgenvoll blicken viele Deutsche dieser Tage Richtung Großbritannien, wo sich die kauzigen (aber insgeheim doch geschätzten) Insulaner mit teils irrationaler Angst gegen die vermeintliche Bevormundung vom europäischen Festland sträuben und ein Referendum ins Leben gerufen haben, in dessen Verlauf sich klären wird, ob sich der EU-weite Niederschlagsdurchschnitt durch einen Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Staatengemeinschaft künftig dramatisch senken wird.

Denn tatsächlich ist Großbritannien viel mehr als die Heimstätte unaufhörlicher Regengüsse, mäßig gewürzter Speisen und lauwarmer Cervisia, sondern trägt wirtschaftlich, intellektuell und vor allem kulturell entscheidend zur besonderen gesamt-europäischen Kultur bei.
Es bleibt für einen Blog wie diesen sogar festzuhalten, dass Star Trek ohne Großbritannien einfach nicht das selbe wäre!

So entstammten nicht nur geliebte Figuren wie Scotty, Malcolm Reed oder Carol Marcus (aus der alternativen Zeitlinie) dem Königreich, sondern auch zahlreiche Schauspieler wie Simon Pegg, Tom Hardy oder Benedict Cumberbatch, während andere wie Marina Sirtis, Alexander Siddig oder Zoe Saldana das Land als ihre Wahlheimat betrachten.
Literarische Vorlagen wie Robin Hood, James Bond oder Sherlock Holmes sind genauso fester Bestandteil des Star-Trek-Kanons wie essentielle Kulturikonen von William Shakespeare über Gilbert und Sullivan bis hin zu Charles Dickens.
Und das wirklich erste Schiff mit dem Namen 'Enterprise' war eben nicht ein Kreuzer der NX-Klasse, kein Space Shuttle oder Flugzeugträger, sondern eine britische Galeone des achtzehnten Jahrhunderts.



Daher war Großbritannien, als Urheimat der Amerikaner und Bestandteil des 'alten Europas' innerhalb Star Treks auch stets ein Bindeglied zwischen allen Menschen der Zukunft und ein Musterbeispiel dafür, was die Menschheit erreicht und gemeinsam erschaffen hat.

Doch das heutige Großbritannien könnte nicht weiter von diesem Ideal entfernt sein als dieser Tage. In der Tat nutzte die Tory-Abgeordnete Theresa May das allgemeine anti-europäische Fahrwasser für einen gewagten Vorstoß: Nicht nur der Europäischen Union galt der Argwohn in einer ihrer Reden, sondern auch der Europäischen Menschenrechtskonvention (European Covention for Human Rights, kurz ECHR), die sie als "Handfessel des Parlaments" betrachtete, die durch eine rein britische Variante ersetzt werden sollte. Tatsächlich sollte man diese Vereinbarung jedoch als eine Art weltweites Grundgesetz verstehen, dass überall auf dem Kontinent die Rechte von Einzelpersonen schützt.

Die Gegenstimmen zu Mays Ansichten sind daher durchaus zahlreich, wobei festzuhalten bleibt, dass eine der bekanntesten niemand geringerem als dem Darsteller des Sternenflotten-Captains Jean-Luc Picard gehört: dem gebürtigen Engländer Patrick Stewart. Geschickt bedient er sich einer anderen internationalen Ikone der britischen Kultur: Monty Python. Diese hatten nämlich bereits in ihrem Jahrhundertwerk "Das Leben des Brian" die nicht ganz Frage gestellt, was die vermeintlichen Besatzer (in diesem Fall die Römer) je für das Volk getan hätten.



Diesen Gedanken greift Stewart auf und stellt - aus Sicht eines konservativen Premierministers - die selbe Frage in Bezug auf die Menschrechtskonvention. Wohl nicht von ungefähr spielt auch häusliche Gewalt ('domestic violence') in diesen Ausführungen eine wichtige Rolle; schließlich markiert dieses biografisch zentrale Thema auch in vielen der von ihm öffentlich unterstützten Projekte eine zentrale Rolle.



Die Tafelrunde wünscht sich jedenfalls, dass die Briten Europa erhalten bleiben, der Underdog Leiceister City Premier League Meister wird und das gesamte Königreich ein Leuchtturm für menschliche Errungenschaften bleibt, anstatt in nationalistische Denkmuster zurückzufallen, die längst überwunden zu sein schienen und mit der positiven Sicht auf die Menschheit der Zukunft, wie sie Star Trek propagiert, kaum etwas zu tun hat.

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