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Dienstag, 31. Januar 2017

Spielerunde 01: Das klingonische Monopoly



"Ich halte nichts von den neuen Versionen von Monopoly. Ich bevorzuge die klassische Version und die klingonische."

Dr. Sheldon Cooper, Big Bang Theory Staffel 4 Nr 09 "Der falsche richtige Freund"

Einleitung. Während Fans der Big Bang Theory schon Jahre vor dem Erscheinen der klingonischen Version von Monopoly mächtig Vorschusslorbeeren aus dem berufenen Munde Jim Parsons erhielten (tatsächlich wurde die klingonische Monopoly-Version erst knapp ein Jahr nach Erwähnung innerhalb der Serie veröffentlicht), müssen die Fans hierzulande wahrscheinlich noch lange auf eine bilinguale Veröffentlichung warten. Zum Glück aber gibt es auch in unseren Breiten begeisterte Jäger und Sammler wie unseren Tafelrunden-Captain K'olbasa, die dieses Spiel längst aus dem englischen Sprachraum bezogen haben. Grund genug für einige Tafelrundenmitglieder, diese Variante einmal zusammen in einem gemeinsamen Spieleabend genauer unter die Lupe zu nehmen.
klingonisches Monopoly mit klassischer Enterprise

Lobenswerte Aspekte. Schon beim Aufbau des Spieles kommt man nicht umhin zu bemerken, dass es eine Menge liebevolle Details gibt: So sind die Spielfiguren (ein d'k tahg, ein Bird of Prey, ein klingonischer Kommando-Sessel, ein Disruptor, ein Bat'leth und die Kugel des Richters aus dem sechsten Kinofilm) passend zum Gesamtkonzept gestaltet und auch die Aufteilung der Ereignis- und Gemeinschaftskarten in Honor- und Battle-Karten hat seinen Reiz. Hinzu kommt, dass die altbekannten Straßen wie Turm-, Park- oder Schlossstraße bekannten Planeten wie oder Ferenginar, Qo'noS oder Khitomer gewichen sind und die langweiligen Kraftwerke nunmehr durch Praxis oder Rura Penthe ersetzt wurden.
Die altbekannten Häuser haben sich zu 'Außenposten' weiterentwickelt, während die Hotels als 'Hauptstädte' der Großen Halle auf Qo'noS nachempfunden sind.
Großer Pluspunkt ist ferner die allgegenwärtige Bilingualität: Als gleichzeitig in Englisch als auch in Klingonisch gehaltenes Spiel regt es die Teilnehmer dazu an, die Karten zur allgemeinen Verwirrung in der Sprache der Star-Trek-Kriegerkultur vorzulesen, wodurch ein gewisser Lerneffekt entsteht (dessen Auswirkungen aber wohl erst bei täglichem Spielen zutage treten würden).
Der besondere Clou der "Collector's Edition" ist schließlich, dass zusätzlich zum eigentlichen Spiel auch eine Miniatur des Kanzlerstabs Gorkons aus "Das unentdeckte Land" mitgeliefert wird, die zwar eher wie der Penisknochen einer kleineren Wal-Art aussieht, aber vielleicht so manchem langjährigen Hardcore-Fan Glücksgefühle beschert.

Rok mit dem Kanzlerstab und den ersten Mieteinnahmen des Spieleabends

Kritikwürdige Aspekte. Gibt es echt noch Menschen, die mit Leidenschaft Monopoly spielen?
Denn mal im Ernst: Wenn ein Spiel den Untertitel "Donald Trump – The Boardgame" tragen könnte, dann wäre es zweifelsohne diese Ausgeburt des Erzkapitalismusses. Man muss schon einen ausgeprägten Hang zum Sadismus haben, um sich am totalen Finanz-Bankrott seiner eigenen Freunde weiden zu können.
Darüber hinaus ist Monopoly ohnehin eines der bekanntesten und damit auch mittlerweile langweiligsten Brettspiele diesseits der Milchstraße. So muss sich ein Hersteller schon einiges einfallen lassen, um dem längst nicht mehr zeitgemäßen und ziemlich angestaubten Spielprinzip wenigstens ansatzweise wieder Pepp zu verleihen. Weil sich genau das auch der Eigner Parker Bros. gedacht haben muss, wirft er Jahr für Jahr neue Editionen gleichen Musters auf den Markt:
Spezielle Variationen für Städte wie Saarbrücken (!), Bielefeld (!) oder sogar Villingen-Schwenningen (!) wurden genauso auf den Markt gespuckt wie Ausgaben für ganz Deutschland, die gesamte Welt und sogar ganz Bayern (!). Und als wäre das noch nicht genug gibt es selbst Editionen für Verehrer von Disney-Prinzessinnen, Star-Wars-Anhänger und Herr-der-Ringe-Jünger. Selbst für skurrile Auswüchse wie eine FiFa-WM-2006-Ausgabe waren sich die Lizenzinhaber nicht zu schade.
In diesem Lichte muss letztendlich die klingonische Version betrachtet werden, denn auch hier verpassten die verantwortlichen Designer es ganz offensichtlich in irgendeiner Form neuen Schwung unterzubringen. Es ist schlichtweg das gleiche Spiel mit nur leichten, kaum nennenswerten Veränderungen in der Optik (und nicht im Spielmechanismus), die sich darüber hinaus noch bestenfalls in marginalen Bezeichnungsänderungen fortsetzten. Doch nicht einmal da waren die Designer sonderlich konsequent, denn sämtliche Eckfelder (von Los über das Gefängnis hin zum Parkplatz und dem Geh'-ins-Gefängnis-Feld) sind noch immer im gleichen, langweiligen Design wie das Original gehalten. Von Karten wie dem berühmten Gewinn eines Schönheitswettbewerbes (echt jetzt, für Klingonen?!) ganz zu schweigen…
Auch grafisch ist der ein oder andere Punkt zu bemängeln. So hätten die Bahnhöfe fantasievoller als mit klingonischen Schiffsklassen benannt sowie gestaltet und bei der Gelegenheit auch gleich farblich von den Kraftwerken abgehoben werden können.
Die unabstreitbar dämlichste Idee war allerdings jene, die Namen von Planeten und ihre Preise mit rot auf schwarzem Grund zu drucken. Da dies darüber hin aus in gefühlter Schriftgröße acht geschah, kam es bei unserer Spielrunde zwangsläufig dazu, dass ein jeder von uns irgendwann seine Brille zu Hilfe nehmen musste.
Schließlich liefert das Spiel für die eingefleischten Fans den ein oder anderen Grund zum Nitpicken: So heißt die klingonische Währung nicht 'Forces' sondern Darsek und 'Kronos' ist für die selbstproklamierte klingonische Edition zumindest eine recht fragwürdige Schreibweise für die Heimatwelt der Klingonen.

kleine Schrift erfordert drastische Maßnahmen:
der Captain mit der Kirk-Gedächtnis-Brille

Fazit. Trotz des ein oder anderen netten Ansatzes (der Spielfiguren, der Bilingualität oder der Zugabe) bleibt auch die klingonische Monopoly-Version nur ein müder Abklatsch seiner unzähligen Verwandten, Klone und Neuauflagen. Es vermag es nicht aus dem grausigen Schatten des Originals zu treten und weist darüber hinaus auch grafische, inhaltliche und optische Mängel auf.
Letztendlich widerlegt das Spiel durch seine Existenz am Ende sogar Dr. Sheldon Cooper selbst, denn wenn es irgendeine sinnvolle Variante des erzkapitalistischen Originals gibt, dann ist sie mitnichten klingonisch, sondern eher Ferengi.

Mathe-Nachhilfe mal anders: klingonische Währungen in Miete umrechnen

Schluss. Irgendwie haben wir es hinbekommen, dass wir dennoch unseren Spaß am Spiel gehabt haben. Das lag allerdings weniger am klingonischen Monopoly als an der munteren Runde und dem ein oder anderen alkoholischen Getränk, das wir dazu konsumiert haben. Allerdings bleibt dabei festzuhalten, dass wir drei Monopoly-Muffel dabei diese klingonische Version nicht aus Freude an Monopoly, sondern aus Spaß an Star Trek gespielt haben.

Bewertung. Schwache Adaption mit flachen Stirnwülsten.


Weiterführende Leseliste.

Spielerunde 01: Das klingonische Monopoly.
Spielerunde 02: Star Trek Catan.
Spielerunde 03: Star Trek Panic.

Kleiner Nachtrag von K'olbasa:
Da der Autor dieses absolut gefälligen Beitrages sich selbst natürlich nicht in Aktion zeigen konnte, hole ich das hier mal nach! Schließlich hat Turon47 sowohl dem Rok als auch mir ordentlich das kapitalistisch-klingonische Fürchten gelehrt!  
Nein, das Bild ist nicht unscharf...Turons Verstand war einfach nur so schnell, dass es nicht möglich war, den ganzen Turon47 korrekt abzulichten. (oder es lag einfach an den Getränken...)

Mittwoch, 28. Dezember 2016

Turons Senf zum Seuchenjahr 2016


Es ist mal wieder diese spezielle Zeit des Jahres angebrochen, in denen man sich von mehr oder weniger sehenswerten Jahresrückblicken kaum mehr retten kann. Überall, in Zeitungen, im Fernsehen und natürlich im Internet gilt es allenthalben, das noch nicht einmal in Gänze zurückliegende Jahr zu analysieren, sezieren und vor allem zu kommentieren.
Dabei scheint das einhellige Urteil über das Jahr 2016 längst gefällt:
Es ist das Jahr der prominenten Todesfälle und selbst die ARD tarnt einen unverhohlenen Sammel-Kondolenzartikel in diesem Zusammenhang mit dem Untertitel "Jahresrückblick 2016".
Dabei spiegelt die "Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland" eigentlich nur die breite öffentliche Meinung wider. Das Internet ist voll von Anti-2016-Memes, Wortmeldungen wie "Fuck You 2016!", "Es reicht jetzt wirklich, 2016!" oder "Dammit 2016 it's enough!!!!" überfluteten in regelmäßigen Abständen immer wieder  soziale Medien wie Facebook und selbst jemand wie der nicht gerade für seinen zimperlichen Umgang mit dem Tod bekannte George R.R. Martin nutzt seine Prominenz, um lieber das Jahr 2016 zu verfluchen, als sein Buch "The Winds of Winters" zu Ende zu schreiben.


Und tatsächlich, blickt man nun auf prominente Todesfälle des Jahres wie David Bowie, Alan Rickman, Prince, Muhammed Ali, dem viel zu jung verstorbenen Star-Trek-Schauspieler Anton Yelchin, Bud Spencer, Fidel Castro, Leonard Cohen, George Michael und zuletzt auch Star-Wars-Ikone Carrie Fisher (um nur eine kleine Auswahl zu nennen), kommt man tatsächlich nicht umhin zu bemerken, dass der Sensenmann dieses Jahr besonders wild gewütet zu haben scheint.
Hinzu kommen aufsehenerregende Terroranschläge im Herzen Europas, der Siegeszug der Populisten in Großbritannien, den USA und der Türkei und schwere Erdbeben in Italien. Es ist also nicht von der Hand zu weisen, dass 2016 einfach mal ein Scheißjahr war.
Die Worte "Haben sie nicht auch schon gefühlt, wie Ihnen die Zeit verrinnt? Sie ist wie ein Raubtier: Sie schleicht sich an Sie heran. Sie können versuchen ihr zu entkommen, mit Ärzten, Medizin, neuen Technologien; aber am Ende wird die Zeit Sie unerbittlich einholen. Sie wird Sie erledigen." aus dem Munde Dr. Tolian Sorans aus dem siebenten Star-Trek-Kinofilm "Treffen der Generationen" hallen in diesem Zusammenhang beinahe zwangsläufig in den Gehirnwindungen des ein oder anderen Star-Trek-Fans nach.


Aber kann man das wirklich so sagen?
Neben den schlechten Nachrichten, die ohnehin besser im kollektiven Gedächtnis hängenbleiben als positive Meldungen, gab es doch die ein oder andere Neuigkeit, die das Jahr in einem anderen Licht erscheinen lassen.
So gibt es seit diesem Jahr einen Impfstoff gegen Ebola, Pandabären, Suppenschildkröten und Buckelwale sind nicht länger akut vom Aussterben bedroht und in Kolumbien haben sich die Regierung und die FARC-Rebellen nach einem Jahrzehnte andauernden, blutigen Bürgerkrieg auf einen Friedensvertrag geeinigt (um wiederum nur eine kleine Auswahl zu geben).
Gerade für uns Star-Trek-Fans war 2016 darüber hinaus ein ganz besonders schönes Jahr: Die Franchise feierte ihr fünfzigjähriges Bestehen, der dreizehnte Kinofilm wurde veröffentlicht (und geht erstaunlich sensibel mit dem Thema 'Abschied von Verstorbenen' um) und die nächste Star-Trek-Serie nimmt immer mehr Form an.


Und war 2016 denn wirklich so viel schlimmer als 2015?
Es ist interessant, dass dem Jahr 2015 anno dazumal eine nicht minder große Abneigung entgegengebracht wurde, als Legenden wie Leonard Nimoy, Terry Pratchett, Günter Grass, Grace Lee Whitney, B.B. King, Christopher Lee, James Horner, Roddy Piper, Wes Craven, Henning Mankell, Helmut Schmidt oder Lemmy Kilmister (um nochmals nur eine kleine Auswahl zu nennen) das Zeitliche segneten.
Die traurige Wahrheit hängt dabei in gewisser Weise mit dem 50. Jubiläum Star Treks zusammen.
Die Science-Fiction-Reihe ist ein Teil der Popkultur, und kann zweifellos zu deren frühesten Auswüchsen gezählt werden. Wenn die Popkultur nun zusammen mit Star Trek um die fünfzig Jahre alt ist, kann man sich ausmalen, dass auch deren verschiedene Schauspieler, Sänger und sonstigen Protagonisten damals um die zwanzig bis dreißig Jahre alt gewesen sein müssen. Das heißt im Umkehrschluss aber auch, dass sie nach eben jenen fünfzig Jahren mittlerweile selbst siebzig bis achtzig Jahre alt sind.
Oder anders ausgedrückt: Viele der Stars, mit denen wir auf Kinoleinwänden, auf Fernsehbildschirmen oder in Illustrierten aufgewachsen sind, die wir angebetet haben und die unsere Liebe zu einem Teil der Popkultur begründeten, sind mittlerweile längst im Rentenalter.
So zählt William Shatner stolze 85 Lenzen. Patrick Stewart, eigentlich das (haarlose) Oberhaupt der nächsten Generation ist 76 Jahre alt. Und selbst Scott Bakula, der den Captain in der bislang letzten Star-Trek-Serie "Enterprise" mimte, ist mit 62 Jahren lediglich zwei Jahre älter als die kürzlich verstorbene Carrie Fisher.
Und wer glaubt, dass das fortschreitende Alter ein Star-Trek-spezifisches Problem sei, sollte seine rosa-rote Brille nunmehr schleunigst absetzen.
Schauspieler wie Harrison Ford, John Cleese oder Sean Connery sind mittlerweile 74, 77 und 86 Jahre alt.
Musiker wie Neil Young, Paul McCartney oder der diesjährige Nobelpreisträger Bob Dylan haben bereits ein Alter von 71, 74 und 75 Jahren erreicht.
Comiczeichner wie Gary Larson, Albert Uderzo oder Stan Lee zählen mit 66, 86 und 94 Jahren auch nicht mehr zu den jüngsten ihrer Garde.


Nun wünscht man natürlich niemandem dieser Personen den Tod. Andererseits kann aber auch nicht jeder wie jüngst der rüstige Kirk Douglas einhundert Jahre alt werden.
So traurig es ist, aber die vielen prominenten Todesfälle des Jahres 2016 sind keineswegs ein trauriger Höhepunkt der Menschheitsgeschichte, sondern ein logischer Schritt in der Chronologie der Popkultur, die mit jedem fortlaufenden Jahr zwar immer geschichtsträchtiger, aber auch immer betagter wird.
Und nicht nur die Popkultur an sich wird älter, sondern auch wir Fans, Rezipienten und Mitläufer mit ihr. Es ist für die nahe und ferne Zukunft abzusehen, dass wir noch viele Tode vieler beliebter, verehrter und vergötterter Stars miterleben müssen.
Dieses 2016 war daher nicht eine einsame Spitze in der Statistik, sondern nur der Anfang einer traurigen Entwicklung, die das nun anstehende Jahr 2017 aller Voraussicht nach wohl kaum ein Deut besser werden lässt.


So ist es an uns selbst, das Beste daraus zu machen. Unser Umgang mit dem Tod von Legenden wie Leonard Nimoy, David Bowie oder Carrie Fisher sollte mehr beinhalten, als das Jahr zu verfluchen, dass im Grunde nicht dafür verantwortlich ist, dass der Kreislauf des Lebens eben auch den Tod mitinbehält. Schließlich werden einzigartige Menschen mit einer spannenden Biografie so nur ein weiterer Name auf einer dem Zufall geschuldeten Liste.
Stattdessen sollten wir uns an die Leistungen jeder einzelnen verstorbenen Person erinnern, ihr Werk in Ehren halten uns vor allem mit ihren Botschaften, Ansichten und Denkansätzen auseinandersetzen.
Denn wie bemerkte Picard im bereits angesprochenen siebenten Star-Trek-Kinofilm so schön?

 "Jemand hat mir mal gesagt die Zeit würde uns wie ein Raubtier ein Leben lang verfolgen. Ich möchte viel lieber glauben, dass die Zeit unser Gefährte ist, der uns auf unserer Reise begleitet und uns daran erinnert, jeden Moment zu genießen, denn er wird nicht wiederkommen. Was wir hinterlassen ist nicht so wichtig wie die Art, wie wir gelebt haben.
Denn letzlich
[...] sind wir alle nur sterblich."



Sonntag, 16. Oktober 2016

Turons Comic-Con-Logbuch, Teil Zwei

Dieses ist der zweite Teil unserer Comic-Con-Erlebnisse. Der erste lässt sich hier finden.


7Uhr30.
Barbarisch früh für einen solch herbstlich-trüben Sonntagmorgen wie diesen stehen wir (trotz der dramatischen Dunkelheit dort draußen) auf. Dieses Mal bin ich immerhin clever genug meinen Tee zuzubereiten, bevor ich in die Badewanne springe. Und doch gerate ich – wohl ob der frühen Stunde - in zeitliche Bedrängnis, denn irgendwo zwischen dem Schmieren eines Pausenbrotes, dem Packen der zuvor willkürlich über die Wohnfläche verstreuten Ausrüstungsgegenstände (Tickets, Fotoapparat, Deo, Brille, Notizbuch usw.) und dem Zusammenkramen geeigneter Bekleidung verliere ich so viel Zeit, dass meine Frau bereits fußscharrend an der Wohnungstüre steht.

8Uhr30. So verlassen wir unsere Behausung und nehmen die Straßenbahn zum Hauptbahnhof Potsdam. Nachdem wir uns in der nahen Bankfiliale mit einem (voraussichtlich notwendigen) zusätzlichen Finanzpolster für die Comic Con Berlin ausstatten, treffen wir die als Ravenclaw-Schülerin verkleidete Lwaxana bereits in jenem Bäcker wieder, in dem auch wir uns mit Frühstück und vor allem Kaffee eindecken. Der frühe Morgen in seiner unendlichen Bosheit hat Lwaxana ihren Harry-Potter-Zauberstab zu Hause liegen lassen, den sie eigentlich fest für einen Photoshoot eingeplant hatte.


9Uhr. Wir besteigen die S-Bahn in Richtung Bundeshauptstadt. Gelegentlich beschweren wir uns über die Uhrzeit, die Tücken des Berufslebens und natürlich den frühen Morgen als solchen, während sich unser Gefährt gemächlich seinem Ziel nähert. Wir entsteigen der spärlich besetzten Bahn bereits am Westkreuz, von wo aus wir den Rest der Wegesstrecke tapfer zu Fuß zurücklegen. Schon auf dem Weg zum Messegelände weist Kalami unseren motorisierten Tafelrunden-Ehrengast Hans Ötzthaler telefonisch ein, wann er wo abzufahren hat.


9Uhr46. Wir erreichen das Messegelände und teilen uns auf: Während die beiden Damen sich in der ansehnlichen, aber noch überschaubaren Schlange der Wochenendticketinhaber einreihen, begebe ich mich in die düsteren Niederungen der Tageskarteninhaber, um einen Platz für erwähnten Hans Ötzthaler zu sichern. Doch Dank Kalamis punktgenauen Anweisungen sehe ich beide zu meiner Erlösung schon kurz darauf die Treppen hinabsteigen. Wir begrüßen uns innig und ich überlasse 'dem Ötzi' diesen 'warmgehaltenen' Platz und eile zurück zur Wochenendticket-Schlange, sobald sich diese in Bewegung setzt. Noch ahnen wir nicht, dass das gegenseitige Schlange-Stehen ein Alleinstellungsmerkmal des Tages werden wird...


10Uhr15. Während ich erstaunlicherweise ohne Umschweife, ohne Kontrollen und ohne Probleme in die heiligen Hallen gerate, dauert das bei den Tagesgästen etwas länger. So werde ich während meiner Wartezeit unfreiwillig Zeuge, wie die unorganisierten Ordner von ihrem Chef zusammengeschnauzt werden, und wie immer wieder Cosplayer zurückgeschickt werden, um eine Art 'Waffenschein' für ihr Equipment zu erwerben. Als Hans Ötzthaler völlig unbehelligt zu mir gelangt, eröffnet er mir, dass er aus Versehen einen Wurfstern in seiner Tasche mitgebracht hat, an dem aber wegen fehlender Taschenkontrollen niemand Anstoß genommen hat.


10Uhr21. Wir treffen Kalami und Lwaxana im Panel-Bereich wieder, wo zu unser großen Überraschung auch Gaya zugegen ist. Eigentlich war bereits am gestrigen Tage vor Ort, aber ähnlich wie Raev Saxon gelang es ihr, weder uns noch anderen Tafelrundenmitgliedern über den Weg zu laufen. Wir belassen die drei Damen für das Harry-Potter-Doppelpanel von Natalia Tena und Devon Murray vor Ort, so dass ich ersteinmal dem Convention-Frischling Hans Ötzthaler (der dafür immerhin auf mehr Buchmessen als ich war) den soziologischen Lebensraum "Comic-Convention" vorstelle. Behutsam mache ich ihn mit dem Foto-Bereich, den Autogramm-Boxen, dem Merchandise-Areal und dem Comic-Abschnitt vertraut. Dort stolpern wir prompt über den Lustiges-Taschenbuch-Zeichner Don Rosa, bei dem sich Hans Ötzthaler einen Kunstdruck mit dem Stammbaum der Duck-Dynastie durch ein Autogramm veredelt.


Doch aufgrund fehlender Transportmöglichkeiten beschließen wir, dass ich (als Wochenendticketinhaber) die Halle leichter verlassen könnte, um seine Neuerwerbung sicher in sein Auto bringen zu können. Beim Verlassen erfahre ich auf Nachfrage, dass ich mir einen Stempel geben lassen müsse, um im Anschluss wieder hineingelassen zu werden. Zwar folge ich diesem Rat, doch er erweist sich am Ende als unnötig, denn weder beim Verlassen, noch beim Wiederbetreten der ComicCon interessiert sich irgend jemand für meine Eintrittskarte, mein Armband noch irgendeinen Stempel.


11Uhr02. Als ich wieder zurück zum Panelbereich trotte, wird gerade unter tosendem Applaus Sylvester McCoy verabschiedet. Der siebente Doctor kennt eher Potsdam als Berlin und hat (nicht nur damit) Kalami so sehr begeistert, dass sie sich von den Vorzügen eines Photoshoots mit ihm überzeugen lässt. Während sich Kalami in die absehbare Schlange reiht, renne ich ein weiteres Mal zum Eingangsbereich, um ein entsprechendes Ticket käuflich zu erwerben. Das klappt recht zügig und unkompliziert, so dass sich am Ende der lange Weg zwischen beiden Punkten das größte Problem darstellt: Tatsächlich war der Andrang beim Doctor-Who- und Hobbit-Darsteller vergleichsweise schwach ausgefallen, so dass Kalami allein im Eingangsbereich der Fotobox meiner Ankunft harrte.
In der gelösten Atmosphäre verrät McCoy ihr, dass er in Brandenburgs Landeshauptstadt Potsdam untergebracht war.



11Uhr35.Wir kehren zum Panel-Areal zurück, wo Walking-Dead-Star Chad Coleman seinen Auftritt hat. Der sympathische Schauspieler mit der angenehmen Stimme plaudert über Marvin Gaye, Synchronisation und Überlebenschancen in seiner Serie. 


12Uhr16. Nach mehreren Anläufen (bei denen mich die Mikrofondame eindeutig ignoriert) erlange ich bei meinem zweiten Panel mit Famke Janssen das Wort und kann sie fragen, wie nach der TNG-Episode "Eine hoffnungslose Romanze"  die jahrelang ruhende Zusammenarbeit mit Sir Patrick Stewart bei "X-Men" funktionierte. Sie bezeichnet diesen Umstand als 'glücklichen Zufall' und verrät, dass der Picard-Darsteller für einen Mann seines Alters lange feiern kann.


Nach einigen Panels wird mittlerweile deutlich, dass die Verantwortlichen aus den Fehlern des Vortages gelernt haben. Die einzelnen Auftritte sind ungleich besser organisiert, folgen unmittelbar aufeinander und dauern deshalb sogar etwas länger. Dennoch verlasse ich das Panel kurz darauf, um am Photoshoot für Christopher Lloyd teilzunehmen.


12Uhr32. Am Foto-Bereich angekommen wird klar, dass das mäßige Interesse für Sylvester McCoy  keineswegs ein Maßstab für die restlichen Sessions war, denn bereits eine gute Dreiviertelstunde vor dem eigentlichen Beginn hat sich hier eine beeindruckende Schlange für Lloyd angesammelt. Während ich warte und mit einigen der umstehenden Wartenden aus Sachsen, Russland und sogar Bayern ins Gespräch komme, merke ich, dass ich langsam ein alter Hase bin:
Mühelos erkläre ich anderen den Weg zum Greenscreen-Photoshoot, erläutere den Ablauf der Photosession und das Zweiklassen-System um die VIP-Tickets.
Während die Besucher an unserem Standort vorüberziehen fällt allerdings auf, dass deutlich weniger Personen den Weg zur Messe gefunden haben als noch tags zuvor. Damit einher ging auch Rückgang der Cosplayer-Menge, auch wenn die Anwesenden sich in puncto Kreativität nicht verstecken brauchten. 


Sogar K'olbasa lässt sich blicken und leistet mir Gesellschaft. Auch er erzählt, dass er ohne jegliche Kontrolle in den Messebereich gelangt ist. Allmählich treffen Kalami und Hans Ötzthaler ein, dessen Photoshoots ebenfalls näher rücken.


Als ich dann an der Reihe bin mein Bild mit Christopher Lloyd zu schießen, erweist sich auch dieser als äußerst umgänglich und freundlich. Beim Verlassen der Box zeigt sich schließlich, dass selbst ich noch in der Lage bin dazuzulernen, denn heute habe ich an eine Aufbewahrungsmöglichkeit für meine Bilder gedacht. Trotzdem fehlt mir Miri...


13Uhr22. Wieder draußen angekommen steht Hans Ötzthaler bereits in der James-Marsters-Schlange, während ihm Kalami in einem Anflug von Ressourcenmanagement bereits einen Platz an zweiter Stelle der Chad-Coleman-Reihe reserviert. Alles läuft super bis zu jenem Schreckensmoment, an dem Hans Ötzthaler ein falsches Ticket vorzeigt, und aus seiner vorteilhaften Position heraus wieder hektisch zu uns zurückkehren muss.

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14Uhr03. Am Ende aber funktioniert alles aber dann doch so reibungslos wie zügig und wir treffen nach knapp einer Stunde Fotostress K'olbasa, Sean McElroy und Jens wieder, die in der Zwischenzeit Bekanntschaft mit der Walking-Dead-Greenscreen geschlossen haben. Wir erfahren, dass Jens' Ori-Stab nicht durch den Einlass gelangt ist, weil er die zulässigen Maximalhöhe von 1,60 Metern um zehn Zentimeter überschreitet. Hans Ötzthaler streichelt grinsend über den Wurfstern in seiner Tasche...
Nachdem sich der Captain verabschiedet, zieht es Kalami zum Bereich der Comic-Aussteller. Dort treffen wir neben Timothy Strifes, Leonore Oriana und Thomas Harriman auch das Tafelrundenmitglied Talá wieder.


15Uhr05. Kalami wird von Kindheitserinnerungen übermannt als sie das Buch "Onkel Dagobert – Sein Leben, seine Milliarden" in den Händen hält. Umgehend lässt sie sich ihre Ausgabe von Don Rosa signieren. Aber auch andere Künstler, z.B. die bei meinem Lieblingsverlag Amrun beheimatete Melanie Stoll, Tim Dowling oder Julia Beutling stachen aus der Menge der Künstler heraus.
Bei unseren fortgesetzten Wanderungen – zu deren Gunsten wir leider das von Gaya und Lwaxana hochgelobte Greg-Grunberg-Panel verpassen – treffen wir schließlich Adriana und Frank Conan wieder. Ein zweites Tafelrunden-Gruppenbild wäre durchaus angebracht gewesen...


Doch dann verlassen uns langsam die Kräfte. Überreizt von der Vielzahl der Eindrücke, übermüdet durch die frühe Stunde des Aufstehens und gepeinigt von Koffeinmangel begeben wir uns in die Haupthalle zurück. Meine Versuche, Lwaxana zu kontaktieren schlagen fehl und daher verbringen wir die Zeit damit, auch hier die Stände zu begutachten. Kalami faltet spontan einen 'belgischen' Origami-Hasen für Sylvester McCoy, der einsam in seiner Autogramm-Nische telefoniert. Wir erheitern uns an den Versuchen einiger Jugendlicher, an einer Tanzbox zu japanischen Manga-Melodien Stepptanz zu betreiben und fragen uns, ob die behuften Cosplayer-Damen neben uns den ganzen Tag auf ihren Zehenspitzen gelaufen sind.
Dann schließlich finde ich Gaya und Lwaxana. Sie wollen auf den sympathischen Greg Grunberg warten, dessen Panel wohl so gut war, dass Lwaxana noch ein Autogramm des sowohl in Star Trek als auch Star Wars beheimateten Darstellers erwerben möchte. Als das letzte Panel Christopher Lloyds die Pforten schließt, soll sich auch dieser Wunsch erfüllen...


16Uhr53. So werden wir Teil der allgemeinen Aufbruch-Bewegung und kehren zum Parkplatz zurück. Wir besteigen das Fahrzeug mit dem Leipziger Kennzeichen, das Hans Ötzthaler aus den Gefilden der eigentlichen Messe-Stadt hier hergetragen hat.
Auf der Fahrt ins nahe Potsdam werten wir die Veranstaltung gemeinsam aus.
Auch wenn er der deutlichen Kommerzialität des Events ablehnend gegenüberstand, lobt der Convention-Neuling Hans Ötzthaler ebenso wie Gaya die Bildgewalt des Publikums, die Panels und den persönlichen Kontakt zu Künstlern und Schauspielern. Er betont, dass es vor allem die verschiedenen interessanten Menschen seien, die einen solchen Tripp lohnenswert machen würden.
Gaya.
Zurück in Potsdam trennen sich allerdings die Wege wieder. Während wir nur die Treppe emporsteigen müssen, zieht es Gaya und Lwaxana zurück in ihre eigenen Wohnungen in Potsdam. Am weitesten allerdings hat es Hans Ötzthaler, der – noch immer mit seinem unbehelligten Wurfstern im Gepäck – die Rückreise in seine Leipziger Heimat antritt.

Denkwürdige Zitate.


"The show will be on for the next twenty years!"
Chad Coleman über 'The Walking Dead'

"I didn't play football, I was smart."
Chad Coleman über seine Jugend

"You look amazing!"
Natilia Tena zur verkleideten Lwaxana

"Boah, ich hab 'nen Kuli abgegriffen!"
VIP-Karten-Inhaber hinter mir

"Diese Manga-Dinger hängen einem wirklich irgendwann zum Hals raus."
Kalami

"Tschüss, bis Morgen!"
Turon47 zur sichtlich verdutzten Ordnerin beim Verlassen der Messehallen

"Oh, fahr' nicht Emmet Brown um!"
"Genau, sonst müssen WIR in der Zeit zurückreisen, um es wieder rückgängig zu machen."
Kalami und Turon47 zum designierten Autofahrer Hans Ötzthaler bei der Sichtung eines Cosplayers

"Ich glaube wir sind feucht."
Kalami zu den Luftverhältnissen im Auto

Samstag, 15. Oktober 2016

Turons ComicCon-Berlin-Logbuch, Teil Eins



Einer guten Convention-Tradition der Tafelrunde folgend betrachten wir unmittelbar im Anschluss an das aktuelle Geschehen chronologisch die zurückliegenden Stunden. Mein besonderer Dank gilt meinen Außenteam-Mitgliedern Kalami, K'olbasa und Lwaxana für die Bilder und ihre Gesellschaft.


8Uhr 15. Ein Viertelstunde später als geplant (meine Frau hatte in einem Anflug von Böswilligkeit beinahe verschwitzt mich zu wecken) schäle ich mich aus dem warmen Bett und springe nahtlos in die nicht minder warme Badewanne. In den restlichen zwanzig Minuten, die mir im Anschluss zum geplanten Aufbruch zur ComicCon Berlin bleiben, packe ich im Eiltempo meinen Rucksack und versuche, ein trockenes Hörnchen unter Zuhilfenahme eines viel zu heißen Schwarztees hinunterzuspülen.

9Uhr15. Als Lwaxana plötzlich an der Tür klingelt beginnt in mir die Erkenntnis zu reifen, dass die Trinktemperatur meines Getränks das Leeren des Selbigen verhindern könnte. Ich stelle die Tasse auf dem Schuhregal ab und folge meiner Frau wider besserem Wissens und schnellen Schrittes nach unten.

9Uhr22. K'olbasa fährt nach nur sieben Minuten 'akademischen Michas' (zur historischen Begriffsklärung hier entlang) vor. Auch wenn diese Verspätung kaum als solche zu bezeichnen ist, trauere ich dem Tee nach, den ich einsam auf dem Schuhregal zurücklassen musste.
Auf der Fahrt zum geografisch nahen Messegelände drehen sich unsere Gesprächsthemen trotz anfänglich großer Bandbreite am Ende doch nur um das eine:
Synchronschauspieler.
Warum, mag sich mir in der Retroperspektive nicht mehr so ganz erschließen.

9Uhr48. Wir erreichen, nachdem wir wahre Volkswanderungsströme auffällig kostümierter Nerd-Fans passiert haben, den Parkplatz des Messegeländes, für den wir stolze 7,50 Euro löhnen müssen. Den Umstand, dass nur einen Steinwurf entfernt zeitgleich die Erotikmesse 'Venus' ihre Tore öffnet, quittieren wir mit entsprechenden Zoten.
Nach einem nicht zu überhörenden Ruf der Zuneigung treffen wir auf dem Teer-bedeckten Parkplatzboden bereits die ersten Tafelrunden-Mitglieder. Adriana (als Lois Lane) und Frank Conan (in auffälligem Superman-Outfit) begleiten uns auf dem Weg hinab zum Eingangsbereich.
Dort angekommen erwartet uns ein unerwartetes Bild:


Der weitläufige Vorplatz ist von massiven Fanhorden gewaltigen Ausmaßes bevölkert, die sich in mehreren, vor sich hermäandernden Schlangen in Richtung Eingang schleppen. Wer auch immer mal behauptet hat, dass es in der Hauptstadtregion kein Publikum für eine Convention geben würde, dürfte durch die Scharen an Wartenden eines Besseren belehrt worden sein.
Wir sehen eine Vielzahl von kreativ kostümierten Cosplayern, die Kalami und Lwaxana immer wieder zu spontanem Auf-Quieken animieren: Einhörner, ein K9, Gutemine, verschiedene Superhelden, Anime-Charaktere und besonders viele Doctor-Who-Inkarnationen. Irgendwann leuchten uns von den Treppenstufen oberhalb des Platzes sogar zwei spärlich bekleidete, gänzlich grün-kolorierte Personen an, die wir unschwer als Jayna Winston und Tom Jones identifizieren.


10Uhr22. Endlich gelangen wir durch den Einlass! Unser erstes Ziel ist der Kaffeestand, an dem wir für einen Nullzweier-Becher stolze drei Euro löhnen und uns ein gewisses Schmunzeln darüber nicht unterdrücken können. Wir kommen auf die Idee, die verschiedenen Harley Quinns und Joker-Cosplay-Adaptionen zu zählen, die an uns vorbeiziehen, doch die Gefahr, trotz des frischen Koffeinschubes über dieses Vorhaben hinweg spontan einzuschlafen erscheint uns zu groß.
Während K'olbasa zähneknirschend den stolzen Preis von 140€ für Photoshoots mit den drei Star-Trek-Darstellern löhnt, treffen wir auf Jens, der seine Verkleidungswut auf das Tragen einer Uniform und seine eindrucksvollen Kontaktlinsen reduziert hat.


Nachdem wir Kalami und Lwaxana spontan im Getümmel verlieren, zieht es uns in die Comic-Sektion, wo wir beinahe Birgit von der Film-Fanforce über den Haufen laufen, weil sie in ihrem Doktor-Strange-Kostüm (inklusive eines verdächtig echt wirkenden Bartes) kaum wiederzuerkennen ist.



Beinahe zeitgleich finden wir auch Strifes, Brina und Harriman wieder, mit denen wir an gleicher Stelle einen eigenen Tafelrunden-Photoshoot an dieser Stelle verabreden.


Darüber hinaus lernen wir außerdem unsere treue Blogleserin ("Kennen wir uns nicht irgendwoher?") Aki-Chan86 kennen, der an dieser Stelle noch einmal liebe Grüße gelten!


Etwas befremdet sind wir allerdings von einem – zugegebenermaßen gut in Szene gesetzen – vulkanischen Cosplayers, der allen Ernstes Geld für Fotos verlangt.
Beim Gang über die Gänge dieses Bereiches wird schließlich klar, warum sich die Veranstaltung 'ComicCon' nennt. Neben der Präsenz von Verlagen und Händlern ist die Dichte von Zeichnern, Künstlern und Grafikern, die sich hier beim Arbeiten über die Schulter blicken lassen, besonders hoch. Diese Aura der Kreativität hat etwas unglaublich Erfrischendes und Begeisterndes, das wir mit kindlicher Begeisterung in uns aufsaugen. 


11Uhr33
. Während K'olbasa zu seinen ersten Photoshoots eilt, finde ich nach einem Suchen im Panel-Bereich Kalami und Lwaxana wieder. Sie zeigen sich enttäuscht von Filmverbot, den Sichtverhältnissen, der Enge des Sitzbereiches und der schlechten Akustik. Einem Donnergrollen gleich schwappt das geschäftige Brodeln der belebten Haupthallen stetig in den nur formell vom restlichen Geschehen abgetrennten Bühnenbereich, so dass man nur mit großer Anstrengung den Gesprächen untereinander lauschen kann.
Als kurz darauf Famke Janssen ihren Auftritt hat, geht auch ihr zartes Stimmchen größtenteils in der beständigen Kakofonie des allgemeinen Lärmpegels unter.
Wirklich viel kann man dabei wahrlich nicht verstehen. Sie scheint sich häufiger in Europa herumzutreiben, vor allem, um ihre Familie zu besuchen und um Filmdrehs beizuwohnen. Sie stellt sich den diversen Fragen zu ihren Auftritten in Nip / Tuck, James Bond oder den X-Men, wobei dem allgemeinen Verständnis zusätzlich abträglich ist, dass spontaner Szenenapplaus ausbricht, sobald der Darstellerin auch nur der Name einer beliebigen halbwegs populären TV-Show über die Lippen kommt. Nach knapp zwanzig Minuten ist dass Blitz-Panel dann auch schon wieder vorbei.


Weil sich ob des anstehenden Panels mit James Marsters bereits ebenso viele Menschen hinaus wie auch hineinbewegen, verlasse ich den Ort des Geschehens und stromere in der näheren Umgebung umher.
Es ist brechend voll und doch stoße ich inmitten des Gewühls auf den Filmwelt-Stand, der von niemand geringerem als Martin Netter selbst betreut wird.
Immer wieder treffe ich auf genial verkleidete Personen, wobei anzumerken bleibt, dass insbesondere die Dichte von Star-Trek-Uniformen und Star-Trek-bezogenen T-Shirts auffallend hoch ist.


12Uhr55. Nach einer Kräfte- und Verstand-zehrenden Suche finde ich endlich den Ort, an dem das Greenscreen-Shooting mit Christopher Lambert stattfinden soll. Ich schließe mich einer langen Schlange an, in der der Unmut über die auf der ComicCon herrschenden Zustände offen zur Schau gestellt wird. Unverhohlen beschweren sich vielerorts verbitterte Besucher über die Organisation, die nur mäßig in der Lage ist, der Fan-Fluten Herr zu werden. So stehe auch ich in der falschen Schlange aus der ich eher durch bloßen Zufall entkomme, um dann erstaunlich schnell vor den gealterten Highlander-Darsteller geschoben zu werden.
Als ich nach knapp einer halben Stunde der Foto-Mühle entrinne, bin ich zwar glücklich, aber mehr und mehr antisozial veranlagt: Ich beginne, die 'Masse Mensch' um mich herum zu verabscheuen und sehe den Vorteil in den Überlegungen unseres Tafelrundenmitgleides TAK, der dereinst zur Destination eigens einen 'Lakaien' namens Lars anstellte (genaueres dazu hier), um an seiner Statt das Martyrium des Schlangestehens auf sich zu nehmen.


13Uhr 31. K'olbasa zwingt mich zur Räson und ich besinne mich der zweiten Fotosession, für den ich Karten gekauft hatte. Doch die Schlange für Billie Pipers Shoot müsste sich längst in Bewegung gesetzt haben und es erscheint zweifelhaft, dass es mir gelingen würde, ob der bisherigen Verspätungen überhaupt noch rechtzeitig dazu einzutreffen.
Doch weit gefehlt! Der mäßigen Organisation und der großen Andrangs geschuldet treffe ich schon bald auf Kalami, die eher am Ende der Schlange mäßig gut gelaunt auf mich wartet. Doch zusammen mit K'olbasa und Lwaxana gelingt es uns, die allgemeine Laune zu heben und wir gelangen nach einer kurvenreichen Strecke letztendlich wohlbehalten in die Foto-Box. Dort stiehlt ein Baby den anderen Gästen die Schau und wird von der sichtlich begeisterten Piper mit besonderer Zuneigung bedacht. Aber auch jeder andere Fan wird von der freundlichen Britin mit freundlichen Worten bedacht und sogar in den Arm genommen. Sie findet, trotz der knapp bemessenen Interaktionszeit sogar die Muße, mein Wales-Rugby-Trikot zu kommentieren.

14Uhr11. Wir sind froh, den Fotografier-Stress für heute hinter uns gelassen zu haben. Und doch fällt uns in der nächsten Schlange vor der Toilette ("Die reicht bis Moria!", Lwaxana) schmerzlich auf, dass wir unsere Miri vermissen. Die momentan in Neuseeland verweilende Tafelrundenangehörige hatte stets Verwahrungsmöglichkeiten für jene Fotos parat, die nun etwas heimatlos in unseren Händen, in zu kleinen Broschüren oder einfach in der Tasche landen.
Wir kämpfen uns durch die Besuchermenge bis zum Merchandise-Bereich, den wir nach interessanten Angeboten abgrasen. Zwischen Kimonos, Superhelden-Zubehör und Wackelkopffiguren finden wir am Ende aber doch 'nur' Nerd-Shirts (von Firefly sowie Rick and Morty) sowie japanische Tupperware.



15Uhr. Pünktlich treffen die Tafelrundenmitglieder zu einem gemeinsamen Fotoshoot zusammen und tauschen Erfahrungsberichte aus. Allgemein wird die Organisation bemängelt und die Abwesenheit Roks verurteilt.


K'olbasa berichtet etwas enttäuscht vom Fotoshoot mit Famke Janssen, die während ihres gesamten Fotoshoots auf einem Stuhl saß und von niemanden angesprochen werden wollte.
Im Anschluss stromern wir weiter durch die heiligen Hallen des Messezentrums, wo wir auf Abgesandte des Regensburger Star-Trek-Clubs "USS Danubia" treffen und ins Gespräch kommen. Sie haben gerüchtehalber gehört, dass ein großer Teil der eingeplanten Helfer heute Morgen nicht erschienen sein soll und das Chaos auch darauf zurückzuführen sei. Doch wir sehen auch positive Seiten der Veranstaltung wie etwa ihre große Bandbreite und den allgemeinen Zuspruch. Wir bekräftigen, einmal gemeinsam etwas unternehmen zu wollen, bevor wir weiterziehen.


K'olbasa macht verschiedene lokale Händler wie CineCollectibles und ToyBoxx unter den Händlern aus, die uns bestätigen dass sich die Veranstaltung auch für sie lohnen würde. Der allgemeine Andrang scheint zwar schlecht für die Nerven der Besucher, aber gut für die Börse des Veranstalters zu sein. Möglicherweise ein gutes Omen für die Fortsetzung der Berliner ComicCon im Herbst nächsten Jahres...

15Uhr53. Wir werden von Lwaxana wiedergefunden, die ebenfalls mit der Organisation ihres Billie-Piper-Fotoshoots hadert. Jens hingegen findet seinen Kontaktlinsenhändler wieder und wir kehren zur Haupthalle zurück, wo Lwaxana noch einmal ein Autogramm der Doctor-Who-Schauspielerin erwerben will, während K'olbasa und ich im Preis reduzierte Star-Trek-Bücher erwerben. Danach vertrödeln wir die Zeit, während Lwaxana fleißig für ihren Youtube-Kanal filmt.


16Uhr28. Schluss jetzt! Wir beschließen, Teil der allgemeinen Fluchtbewegung zu werden und unsere Segel für heute zu streichen – schließlich ist morgen auch noch ein Tag! Doch bevor wir gehen, treffen wir noch Abgesandte der von uns sehr geschätzten Cottbus-Crew, die uns von ihren vergleichsweise negativen Eindrücken der Destination Europe im englischen Birmingham berichten, die sie am Wochenende zuvor besucht hatten.


Im Anschluss staubt Micha noch einige Star-Trek-Anhänger beim Mediamarkt-Stand ab. Die bedauernswerten Betreuerinnen hatten den Tag über diverse Werbeartikel kostenlos vergeben, weil ihre für den Verkauf angedachten DVD-Boxen nicht pünktlich geliefert wurden.

16Uhr48. Wir sind in unserem fahrbaren Untersatz angelangt. Alle Außenteam-Mitglieder fühlen sich 'geplättet' und immer wieder wird die Organisation gerügt. Dennoch bleibt der vorherrschende Gesamteindruck positiv. Nicht nur, weil wir laut Kolbasa noch nie eine solch' kurze Distanz für eine Convention zurücklegen mussten sondern auch, weil die ComicCon eine ideale Bühne für Cosplayer war und eine spannende Bandbreite an Nerdaktivitäten bot, die man unmöglich an nur einem Tag erfassen kann.
So freuen wir uns bereits auf morgen...
.. und auf den Tee, der auf meinem Schuhregal treu auf mich wartet.

Dieses ist der erste Teil unserer Comic-Con-Erlebnisse. Der zweite lässt sich hier finden.

Denkwürdige Zitate.

"Du hast steife Nippel."
Turon47 zu Frank Conan

"Das Einhorn! Das Einhorn! Ich liebe das Einhorn!!"
Lwaxana

"Du hast steife Nippel."
Turon47 zu Tom Jones

"Ihr seht super aus!"
"Du auch!"
K'olbasa in einem Dialog mit einer Standbetreuerin

"Jean Grey is like a cockroach. You can't kill her, she's still coming back."
Famke Jannsen

"Oh, look! She's a hugger!"
Turon47 über Billie Piper

"Mit Miri wäre das nicht passiert."
Kalami

"Sepp ist echt ein Muggel."
Lwaxana über Turon47

"Angenehm ist das alles nicht."
Kalami

"Keiner guckt meine Videos, also mach' Dir keine Sorgen."
Lwaxana zu K'olbasas Klarnamenbedenken

"Alles in allem war das die Convention, bei der wir am schnellsten waren."
K'olbasa